(20.12.2008, 11:20)Denon schrieb: In 90% der Fälle stellt sich dann heraus dass der Kunde selbst die falsche Ware wollte obwohl ihm zu anderer Ware geraten wurde. Aber der "Onkel vom Kumpel des Freundes" hatte Ihm ja "dazu geraten" und "der Verkäufer hat ja eh keine Ahnung". Hätten die auf den Verkäufer gehört wäre wahrscheinlich das richtige mitgenommen worden.
Und genau hier greift die Notwendigkeit für das Vorhandensein von Fachwissen. Nicht nur eine einfache Schulung mit dem Ziel maximalstmöglich zu verkaufen.
Denn, wenn der Fachverkäufer mit einer argumentativ guten Beratung aufwartet, kann er einen Kunden, der seinen Kaufwunsch auf der Beratung des Onkels eines Freundes aufgebaut hat, gut zum Kauf der "richtigen" Ware überzeugen.
An erster Stelle steht aber die Frage: Was ist "richtig"?
Das muss (und kann) der Verkäufer in einem Gespräch herausfinden.
Danach kann er, das nötige Hintergrundwissen vorausgesetzt, dem Kunden seine Argumente vortragen, warum er ein anderes Produkt empfiehlt.
Oft ist die Beratung aber leider dahingehend, dass entweder das Produkt, was die obere Preisgrenze des Kunden ankratzt, das empfehlenswertere, oder das, was gerade schnell verfügbar (bzw. vor Ort) ist, um dem Kunden das Teil mitzugeben.
Eine Beratung nach dem tatsächlichen Bedarf habe ich selber noch nicht erlebt.
Ich meine auch, dass ein Verkäufer, wenn er für eine Produktgruppe geschult / eingesetzt ist, diese Teile auch kennen sollte.
M.E. gehört auch dazu, dass man nicht nur eine Ware überreicht, sondern auch tiefergehende Fragen dazu beantworten kann. So weit ich bei meiner Suche nach dem richtigen Händler fürs iPhone beobachtet habe, müssen Handyläden für den Vertrieb des Gerätes eine Erlaubnis haben - also auch eine Schulung. Daher erwarte ich auch, dass ich mit den nötigen Infos zu dem Gerät versorgt werde und nach dem Kauf auch einen Ansprechpartner habe, der a.) in der Lage ist, zu helfen und b.) auch Bereitschaft für Hilfe zeigt, an statt die scharrenden, kaufwilligen Kunden vorzuziehen. Sonst kann ich das iPhone lieber bei einem Onlinehändler für deutlich weniger Preis zum Tarif erwerben - da sehe ich ein, dass ich selber lernen muss.
Grundsätzlich erwarte ich z.B. nicht, dass mir ein Verkäufer in meinem Spezialbereich das Wasser reichen kann, aber ich erwarte, dass er es dort zumindest halten kann und in anderen Bereichen sollte ein Verkäufer immer mehr wissen als der Durchschnittskunde.
Ich habe einige Jahre lang einen Zoofachhandel betrieben. Dort hatte ich auf bestimmten Sektoren, wo ich mein Tiefenwissen habe, den Verkaufsschwerpunkt gelegt und die Bereiche, in denen ich wenig wusste, habe ich klein gehalten und mir schnellstmöglich Wissen angeeignet. Es war für mich inakzeptabel, dass ich (als Autor eines Lexikonartikels über Reptilien und Zoofachhändler) teilweise weniger über Fische wusste, als ein 14-jähriger Hobbyaquarianer, der a.) einige Jahre eigene Erfahrung hatte und b.) die Erfahrung seiner Familienangehörigen mit übertragen bekommen hat. Also habe ich mich mal mit der Materie befasst, um nicht dumm da zu stehen.
Mir ist klar, dass das nicht modern ist, sondern eher die Bilanz alleine der wichtigere Aspekt ist, aber das ist nun mal der Grund, warum ich heute noch von Kunden gegrüßt werde (obwohl ich schon vor ca. 8 Jahren in die PC-Branche umgewechselt habe) und der MM-Verkäufer seine Kunden nicht einmal auf der Straße erkennt.
Ich will hier auch keinen Glaubenskrieg unterstreichen/anzetteln, aber man muss nicht immer nur seine persönliche Meinung als Verkäufer als die einzig richtige betrachten. Kunden sind auch Menschen, genau genommen sind Kunden die Menschen, die dem Verkäufer das Frühstück, Mittag, Abendbrot, Auto, Telefon und die Wohnung bezahlen. So habe ich meine Kunden damals behandelt und damit bin ich gut gefahren.
Gruß Max