Wer ein Auto mit Klimaanlage besitzt, fährt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch das Kältemittel R134a spazieren. Die giftige Fluor-Kohlen-Wasserstoff-Verbindung funktioniert prima für den Transport von Wärme, ist zugleich jedoch ein starkes Treibhausgas. Im Vergleich zu herkömmlichen CO2 heizt R134a die Erdatmosphäre um rund 1400-mal stärker auf - genau genommen beträgt das GWP (Global Warming Potential) 1430. Das Zeug ist also ein Klimakiller ersten Ranges, und weil seit einiger Zeit Klimaschutz politisch erwünscht ist, hat die EU eine Richtlinie erlassen, die Treibhausgase mit einem GWP von mehr als 150 in Auto-Klimaanlagen von neuen Pkw-Baureihen verbietet - und zwar seit dem 1.1.2011.
Schon seit Jahren suchte die Autobranche daher nach einem alternativen Kältemittel. Kohlendioxid (GWP 1) erschien zunächst als ideal. "Wir hatten ein Auto mit CO2-Klimanlage im Test, das System funktionierte. Bei hohen Außentemperaturen allerdings ergaben sich einige Nachteile, und zudem funktioniert CO2 als Kältemittel nur unter hohem Druck, künftige Klimaanlagen hätten also neu konstruiert werden müssen", sagt Carsten Graf vom ADAC-Technikzentrum in Landsberg am Lech.
Diese Kosten kann sich die Autoindustrie nun sparen, denn "in letzter Sekunde" (ADAC-Mann Graf) brachten die Chemie-Riesen Honeywell und DuPont ein neues, synthetisches Kältemittel ins Gespräch: das Tetrafluorpropen R1234yf (gesprochen "R zwölf-vierunddreißig yf"). Im Prinzip kann der neue Stoff mit dem erstaunlich geringen GWP-Wert von 4 in den herkömmlichen Klimaanlagen eingesetzt werden. Graf sagt: "Die bewährte Technik muss lediglich angepasst werden." Die Kosten der klimafreundlichen Umstellung bleiben also überschaubar.
Womöglich aber zielt dieser Sparkurs in eine falsche Richtung. Denn das Gas R1234yf gilt - anders als das bisherige - als hoch entzündlich und explosiv. Vor allem aber es setzt bei großer Hitze Fluorwasserstoff frei, der mit Feuchtigkeit zu giftiger und stark ätzender Flusssäure reagiert. "Wir sind dem neuen Mittel gegenüber sehr skeptisch", sagt Gabriele Hoffmann vom Umweltbundesamt in Dessau. "Allein die Verarbeitung des Stoffes in der Produktion ist wegen des Explosionspotenzials heikel, etwa wenn die Klimaanlagen der Neuwagen mit R1234yf befüllt werden."
Nach einer Kollision könnte sich stark ätzende Flusssäure bilden
Bei einer vom Umweltbundesamt bei der Bundesanstalt für Materialprüfung in Auftrag gegebenen Untersuchung wurde die "Bildung gefährlicher Mengen von Flusssäure" als "kritisch" bewertet, wenn das neue Kältemittel auf "offene Flammen oder heiße Oberflächen" trifft. Ein solcher Fall könnte zum Beispiel unmittelbar nach einem Unfall eintreten, wenn durch ein Leck im Klimasystem des Autos R1234yf austritt und auf heiße Bauteile des Motors oder etwa der Abgasanlage trifft.
Ein solches Szenario ist übrigens nicht so weit hergeholt, wie man zunächst denkt. Allein in Deutschland brennen pro Jahr mindestens 30.000 Fahrzeuge. Und im Jahr 2008 entwichen nach Angaben des Umweltbundesamts allein in Deutschland 2700 Tonnen des bisherigen Kältemittels R134a aus nicht ganz dichten Pkw-Klimaanlagen.
"Andererseits", argumentiert ADAC-Experte Graf, "kann auch das bisherige Kältemittel zu Flusssäure reagieren, aber da gab es bislang noch nie ein Problem." Im Grundsatz also verändere sich das Gefahrenpotenzial durch das neue Mittel R1234yf nicht. "Die Autoindustrie muss jedoch sicher stellen, dass die Komponenten der Klimaanlagen sicher eingepackt sind und nicht an besonders heißen Teilen des Autos vorbeigeführt werden."
Generell ausschließen lässt sich eine Gefährdung durch explosive oder giftige Stoffe im Autoverkehr ohnehin nicht, schließlich schwappen in jedem Pkw dutzende Liter Sprit und in jeder Autobatterie stecken giftige Bleiverbindungen und ätzende Schwefelsäure.
Neues Kältemittel laut VDA eine "überzeugende Alternative"
Trotz der Bedenken der Materialprüfer nennt der Verband der Deutschen Autoindustrie (VDA) das neue Kältemittel eine "überzeugende Alternative" und erklärt, das Gas sei "genauso sicher im Einsatz wie das bisherige Mittel, es ist weltweit akzeptiert, kann in bewährten Anlagen verwendet werden" und sei für die Umwelt mindestens ebenso verträglich wie Kohlendioxid. Nachfragen von SPIEGEL ONLINE bei Autoherstellern und beispielsweise beim auf Fahrzeugklimaanlagen spezialisierten Zulieferer Behr aus Stuttgart erbrachten ähnliche Stellungnahmen; zudem wurde stets darauf verwiesen, dass man die gesetzlichen Vorgaben strikt erfülle.
Das Umweltbundesamt dagegen spricht sich für Kohlendioxid als künftiges Kältemittel aus. Es habe eine "hohe Kälteleistung, ist nicht brennbar, bildet keine Zerfallsprodukte und ist weltweit kostengünstig verfügbar". Zudem sei mit der CO2-Klimatechnik ein Innovationssprung verbunden, denn eine solche Klimaanlage könne in Elektrofahrzeugen in der kalten Jahreszeit zusätzlich als Wärmepumpe genutzt werden. Mit R1234yf sei dies gar nicht oder nur sehr ineffizient möglich.
Quelle: Spiegel Online
Meine Meinung dazu:
1234yf ist ab 400°C Selbstentzündlich und alle bisherigen Klimaanlagen in Fahrzeugen sind offene Systeme. Es ist also nur eine Frage der Zeit bis es einen grösseren Schadensfalls geben wird.
400° C werden im Motorraum locker erreicht. Moderne Klimaanlagen verlieren jährlich zwischen 8 und 12% Kältemittel durch Gummischläuche und Dichtungen.
Wenn 1234yf verbrennt entsteht Flussäure, wohl das aggressivste Zeug was man sich vorstellen kann. Eingeatmet zersetzt es das Lungengewebe, auf der Haut frisst es sich durch und zersetzt alles, selbst Knochen.
Das Bundesamt für Matterielforschung hat sich übrigens auch gegen r1234yf ausgesprochen, es sei zu gefährlich.
Der Verband deutscher Automobilhersteller ist natürlich von r1234yf begeistert, schliesslich müssen die Autohersteller keine neuen Klimaanlagen konstruieren, da r1234yf in die bestehenden eingefüllt werden kann. Das Risiko eines Unfalls sei kleiner als die Chance einen 6er im Lotto zu haben *roll*
Schon seit Jahren suchte die Autobranche daher nach einem alternativen Kältemittel. Kohlendioxid (GWP 1) erschien zunächst als ideal. "Wir hatten ein Auto mit CO2-Klimanlage im Test, das System funktionierte. Bei hohen Außentemperaturen allerdings ergaben sich einige Nachteile, und zudem funktioniert CO2 als Kältemittel nur unter hohem Druck, künftige Klimaanlagen hätten also neu konstruiert werden müssen", sagt Carsten Graf vom ADAC-Technikzentrum in Landsberg am Lech.
Diese Kosten kann sich die Autoindustrie nun sparen, denn "in letzter Sekunde" (ADAC-Mann Graf) brachten die Chemie-Riesen Honeywell und DuPont ein neues, synthetisches Kältemittel ins Gespräch: das Tetrafluorpropen R1234yf (gesprochen "R zwölf-vierunddreißig yf"). Im Prinzip kann der neue Stoff mit dem erstaunlich geringen GWP-Wert von 4 in den herkömmlichen Klimaanlagen eingesetzt werden. Graf sagt: "Die bewährte Technik muss lediglich angepasst werden." Die Kosten der klimafreundlichen Umstellung bleiben also überschaubar.
Womöglich aber zielt dieser Sparkurs in eine falsche Richtung. Denn das Gas R1234yf gilt - anders als das bisherige - als hoch entzündlich und explosiv. Vor allem aber es setzt bei großer Hitze Fluorwasserstoff frei, der mit Feuchtigkeit zu giftiger und stark ätzender Flusssäure reagiert. "Wir sind dem neuen Mittel gegenüber sehr skeptisch", sagt Gabriele Hoffmann vom Umweltbundesamt in Dessau. "Allein die Verarbeitung des Stoffes in der Produktion ist wegen des Explosionspotenzials heikel, etwa wenn die Klimaanlagen der Neuwagen mit R1234yf befüllt werden."
Nach einer Kollision könnte sich stark ätzende Flusssäure bilden
Bei einer vom Umweltbundesamt bei der Bundesanstalt für Materialprüfung in Auftrag gegebenen Untersuchung wurde die "Bildung gefährlicher Mengen von Flusssäure" als "kritisch" bewertet, wenn das neue Kältemittel auf "offene Flammen oder heiße Oberflächen" trifft. Ein solcher Fall könnte zum Beispiel unmittelbar nach einem Unfall eintreten, wenn durch ein Leck im Klimasystem des Autos R1234yf austritt und auf heiße Bauteile des Motors oder etwa der Abgasanlage trifft.
Ein solches Szenario ist übrigens nicht so weit hergeholt, wie man zunächst denkt. Allein in Deutschland brennen pro Jahr mindestens 30.000 Fahrzeuge. Und im Jahr 2008 entwichen nach Angaben des Umweltbundesamts allein in Deutschland 2700 Tonnen des bisherigen Kältemittels R134a aus nicht ganz dichten Pkw-Klimaanlagen.
"Andererseits", argumentiert ADAC-Experte Graf, "kann auch das bisherige Kältemittel zu Flusssäure reagieren, aber da gab es bislang noch nie ein Problem." Im Grundsatz also verändere sich das Gefahrenpotenzial durch das neue Mittel R1234yf nicht. "Die Autoindustrie muss jedoch sicher stellen, dass die Komponenten der Klimaanlagen sicher eingepackt sind und nicht an besonders heißen Teilen des Autos vorbeigeführt werden."
Generell ausschließen lässt sich eine Gefährdung durch explosive oder giftige Stoffe im Autoverkehr ohnehin nicht, schließlich schwappen in jedem Pkw dutzende Liter Sprit und in jeder Autobatterie stecken giftige Bleiverbindungen und ätzende Schwefelsäure.
Neues Kältemittel laut VDA eine "überzeugende Alternative"
Trotz der Bedenken der Materialprüfer nennt der Verband der Deutschen Autoindustrie (VDA) das neue Kältemittel eine "überzeugende Alternative" und erklärt, das Gas sei "genauso sicher im Einsatz wie das bisherige Mittel, es ist weltweit akzeptiert, kann in bewährten Anlagen verwendet werden" und sei für die Umwelt mindestens ebenso verträglich wie Kohlendioxid. Nachfragen von SPIEGEL ONLINE bei Autoherstellern und beispielsweise beim auf Fahrzeugklimaanlagen spezialisierten Zulieferer Behr aus Stuttgart erbrachten ähnliche Stellungnahmen; zudem wurde stets darauf verwiesen, dass man die gesetzlichen Vorgaben strikt erfülle.
Das Umweltbundesamt dagegen spricht sich für Kohlendioxid als künftiges Kältemittel aus. Es habe eine "hohe Kälteleistung, ist nicht brennbar, bildet keine Zerfallsprodukte und ist weltweit kostengünstig verfügbar". Zudem sei mit der CO2-Klimatechnik ein Innovationssprung verbunden, denn eine solche Klimaanlage könne in Elektrofahrzeugen in der kalten Jahreszeit zusätzlich als Wärmepumpe genutzt werden. Mit R1234yf sei dies gar nicht oder nur sehr ineffizient möglich.
Quelle: Spiegel Online
Meine Meinung dazu:
1234yf ist ab 400°C Selbstentzündlich und alle bisherigen Klimaanlagen in Fahrzeugen sind offene Systeme. Es ist also nur eine Frage der Zeit bis es einen grösseren Schadensfalls geben wird.
400° C werden im Motorraum locker erreicht. Moderne Klimaanlagen verlieren jährlich zwischen 8 und 12% Kältemittel durch Gummischläuche und Dichtungen.
Wenn 1234yf verbrennt entsteht Flussäure, wohl das aggressivste Zeug was man sich vorstellen kann. Eingeatmet zersetzt es das Lungengewebe, auf der Haut frisst es sich durch und zersetzt alles, selbst Knochen.
Das Bundesamt für Matterielforschung hat sich übrigens auch gegen r1234yf ausgesprochen, es sei zu gefährlich.
Der Verband deutscher Automobilhersteller ist natürlich von r1234yf begeistert, schliesslich müssen die Autohersteller keine neuen Klimaanlagen konstruieren, da r1234yf in die bestehenden eingefüllt werden kann. Das Risiko eines Unfalls sei kleiner als die Chance einen 6er im Lotto zu haben *roll*
:-)