18.04.2008, 11:32
Erschienen am 18. April 2008 | Christoph Schmidt
Nie mehr Speicher-Probleme: Britische Forscher haben eine revolutionäre Datentechnik entwickelt, die ungekannte Speicher-Kapazitäten ermöglicht. So versprechen die Wissenschaftler iPods, die rund 150.000 mal so viele Daten speichern könnten wie derzeit. Doch wer braucht solch gigantische Speicher-Kapazitäten?
Mit Hilfe eines molekülgroßen Schalters sollen so winzige Prozessoren mit Speicherdichten von bis zu 500.000 GB möglich werden - genügend Platz für 100.000 Filme in DVD-Qualität. Doch bis die Technologie kommerziell genutzt werden kann, ist es noch ein langer Weg.
Hochauflösende Filme, Computerspiele und unkomprimierte Musik stellen immer größere Ansprüche an die Speicherkapazität von Datenträgern. Aber auch Rechenzentren und Forschungseinrichtungen kämpfen mit immer größeren Datenmengen - etwa zur Berechnung des Klimawandels oder der Erforschung des menschlichen Erbguts. Nun haben die Forscher der University of Glasgow möglicherweise eine Lösung für das Problem der Speicherung riesiger Datenmengen gefunden.
"Speicherdichte radikal vergrößern"
Die britischen Wissenschaftler nutzen Nanotechnologie, um extrem winzige Schalter auf Metalloxid-Basis zu schaffen. Hierzu meißeln sie mit Hilfe von extrem harter Röntgenstrahlung die entsprechenden Schaltobjekte in die Chipoberfläche ein, die erst die ungekannten Speicherdichten ermöglichen. "Wir haben damit einen Weg gefunden, um die Speicherdichte auf radikale Weise zu vergrößern", sagte Professor Lee Cronin, der gemeinsam mit Kollegen den molekularen Schalter entwickelt hat. Dabei könne die Technik auch die Speicherdichte von DVDs und anderen Speichermedien dramatisch erhöhen.
Technik verzichtet auf teures Silizium
Die Technik verwendet zur Speicherung von Daten zwei Molekülgruppen, die gerade so weit voneinander platziert werden,
dass sie nicht miteinander reagieren. Durch das Anlegen eines elektrischen Feldes kommt es schließlich zu Bindungen, was den für das Speichern nötigen Schaltungsvorgang ermöglicht. Da die Schalter auf Kohlestoff-Basis arbeiten, können sie problemlos in Kunststoff-Chips integriert werden, was den Einsatz des teuren Siliziums unnötig macht. "Damit wird das System sowohl physisch als auch technologisch überaus flexibel", Cronin.
Mehr als eine Milliarde Transistoren
Der molekulare Schalter wird eine ungekannte Transistoren-Dichte auf Mikro-Prozessoren ermöglichen. Heutige Chips bieten Platz für rund 200 Millionen Transistoren. Mit Hilfe der neuen Technik werden es weit über eine Milliarde sein. Damit wäre auf einem Münzgroßen Chip Platz für 500.000 Gigabyte, der heute lediglich rund drei Gigabyte fasst. Allerdings ist es noch ein langer Weg bis zur Marktreife der Technik. Experten schätzen, dass es rund zehn Jahre dauern wird, bis die Technologie auf den Markt kommt.
[Quelle: http://computer.t-online.de/c/14/82/32/16/14823216.html]