Gefangen im Netz

Gefangen im Netz – Der Aufstieg des mobilen Internets

Durch die flächendeckende Verbreitung von Smartphones hat sich die Internetnutzung der deutschen Bevölkerung, aber auch weltweit verändert. Der mobile Netzzugang wird immer häufiger verwendet und übertrifft bei vielen Nutzern mittlerweile den Zugang über stationäre Desktop-PCs. Unterwegs werden die neuesten Informationen aus dem Web gezogen, WhatsApp-Konversationen geführt oder schnell die nächsten Bus- und Bahnverbindungen ausfindig gemacht. Allerdings birgt der exzessive und mitunter sorglose Gebrauch des mobilen Internets auch Risiken.

Gruppe von jungen Hipstern, die ihr Smartphone benutzen

Vor allem die jüngeren Generationen nutzen das mobile Internet via Smartphone. Bildquelle: View Apart – 236729206 / shutterstock.com

Die Nutzerzahl von Smartphones in Deutschland steigt seit Jahren stetig und rasant. Laut einer Studie des Marktforschungsunternehmens comScore kamen im letzten Jahr weitere drei Millionen Smartphone-User hinzu und die Gesamtzahl stieg auf 49 Millionen. Zum Vergleich: Beim Start der Umfrage im Jahr 2009 waren es gerade einmal 6,31 Millionen Smartphone-Nutzer. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich die Internetnutzung immer mehr auf den mobilen Bereich verlagert.

Die produzierenden Unternehmen tun ihr Übriges, um einen möglichst großen Teil des Kuchens für sich zu beanspruchen. Die Liste der technisch hochwertigen Smartphones, angefangen beim Samsung Galaxy über das neueste iPhone von Apple bis hin zu HTC, LG oder Huawei, wird immer länger. Und da die Mobilfunkanbieter immer attraktivere Handy-Deals bereitstellen, sind selbst die neuesten Hightech-Smartphones auch bezahlbar. Zusätzlich wird die Auswahl der Apps immer breiter und die hilfreichen Programme weisen eine höhere Qualität auf, da die Programmierer ebenfalls Fortschritte machen.

Nutzen des mobilen Internets

Infografik zur Nutzung des mobilen Internets

Das mobile Internet wird hauptsächlich zur Kommunikation genutzt, aber auch Informationsbeschaffung und mobile Bezahlung werden immer wichtiger. Bildquelle: iszene.com

Die Möglichkeiten der mobilen Nutzung sind so unbegrenzt wie das Internet selbst – wenn das Datenvolumen ausreicht. Um dem Datenverkehr Herr zu werden, haben die Provider das Datenvolumen ihrer Kunden heraufgesetzt, meist ohne zusätzliche Gebühren. Gleichzeitig wird das Surfen im Ausland für die Nutzer immer günstiger, so dass der Griff zum mobilen Internet nicht zum Griff ins Sparschwein wird. Das kann insbesondere für die Wegfindung ein entscheidender Vorteil sein, da man sein gewünschtes Ziel per Smartphone-Navigation schneller findet als mit einer handelsüblichen Karte.

Aber dieser Umstand führt nicht nur im Ausland ans Ziel. Laut dem Meinungsforschungsinstitut Infas haben sich 41 % der Befragten „manchmal“ oder „jedes Mal“ per Smartphone über die öffentlichen Verkehrsanbindungen informiert. Bei den unter 18- bis 39-Jährigen liegt dieser Wert sogar bei fast 70 %. Das führt natürlich zu kürzeren Warte- und Suchzeiten der Nutzer.
Um schneller ans Ziel zu gelangen, werden auch immer mehr Apps zur Navigation verwendet. Während der Autofahrt nutzen derweil 35 % diese Form der Wegfindung, bei Radfahrern sind es immerhin schon 10 %. Smartphones tragen also auch zur Optimierung der Fortbewegung bei. Immer mehr Menschen nutzen das Handy auch, um ihr Ticket zu lösen – sei es bei Flug- (15 %) oder Bus- und Bahnreisen (17 %).

Die Oberhand bei der Nutzung des mobilen Internets hat aber immer noch die Kommunikation. SMS werden kaum noch verschickt, die meisten Smartphone-Besitzer nutzen Chatprogramme wie WhatsApp (56 %), soziale Netzwerke (53 %) oder verschicken E-Mails (75 %).

Risiken des mobilen Internets

Daher ist es wichtig, stets online zu sein, um nichts zu verpassen. Allerdings sind aufgrund der stetigen Vernetzung Gefahren primär für die persönlichen Daten zu beachten. Das Geschäft mit den kleinen Programmen für mobile Endgeräte boomt. Apple konnte vor kurzem mit seinem App Store die 50 Milliarden-Dollar-Grenze knacken, wodurch die Dienste des App Stores mehr erwirtschaften als Apple durch den Verkauf von iPads oder Macs.

Das Herunterladen ist oft kostenlos, allerdings bietet fast jedes Programm In-App-Käufe an. Zusätzlich ist es für die Unternehmen möglich, Informationen zu sammeln und zu verkaufen. Die meisten Apps, die auf dem Smartphone installiert werden, verlangen vom Nutzer die Freigabe oft zahlreicher Daten und den Zugriff auf viele Funktionen des Handys, z.B. auf die Kamera und Fotos, das Adressbuch oder den Standort.

Dadurch ist es den Unternehmen möglich, personenbezogene Daten und das Nutzungsverhalten auszuwerten. Was die entsprechenden Unternehmen mit diesen Daten anfangen, bleibt dem Nutzer indes verborgen.

Die Erstellung von umfangreichen Bewegungsprofilen ist beispielsweise durch die Standortbestimmung möglich. Für den „Zugriffsberechtigten“ ist es nachzuvollziehen, wo eine Person lebt, einkauft oder ihre Freizeit verbringt. Die daraus erstellten Profile sind bares Geld wert, werden weiterverkauft und beispielsweise für gezielte Werbemaßnahmen genutzt.

Gefahr erkannt, Gefahr gebannt?

Den Gefahren auszuweichen, ist nicht immer leicht, da die Programme meist im Verborgenen arbeiten und den Nutzer nicht mitteilen, wann sie welche Daten weiterleiten. Daher ist es ratsam, Apps nur aus vertrauenswürdigen Quellen wie dem App Store oder von Google Play zu beziehen. Bei der Installation der Apps wird der Nutzer auf die Zugriffsrechte der App hingewiesen und sollte diese im Zweifelsfall nicht zulassen. Darüber hinaus kann man Empfehlungen und Bewertungen von anderen Nutzern der angedachten App zu Rate ziehen.

Wer sich nicht sicher ist, über welche Rechte seine installierten Apps verfügen, kann dies auch nach der Installation noch einsehen und im Bedarfsfall ändern. Bei Geräten von Apple mit iOS lassen sich die Zugriffe über die Einstellungen ändern. Bei Android-Geräten lassen sich die App-Berechtigungen ebenfalls verwalten.

Aber nicht nur in Bezug auf persönliche Daten können Smartphones eine Gefahr darstellen. Es bestehen auch direkte Risiken, die durch den übermäßigen Gebrauch von Handys entstehen. Als Hauptursache für Autounfälle gilt überhöhte Geschwindigkeit. Auf Platz zwei folgt sogleich die Nutzung von Smartphones am Steuer.

Aber auch Fußgänger, die während des Gehens nur auf ihr Smartphone schauen, bringen sich und andere in Gefahr. Die Stadt Augsburg hat daher extra für Smartphone-Nutzer Boden-Ampeln installieren lassen, um die Sicherheit an S-Bahn-Haltestellen zu erhöhen. Was erst einmal kurios klingt, ist tatsächlich wahr. Folgend der Beweis:

Wer sein Smartphone exzessiv nutzt, ist also auch anfälliger für körperliche Schäden. Hier ist auch ein Ansteigen von Verletzungen und Krankheiten zu beobachten. Aus immer wiederkehrenden Bewegungen resultieren Belastungen für Sehnen, Muskeln und Gelenke, die sich in Repetitive Stress Injuries wie dem Quervain-Syndrom äußern können. Auch Probleme im Nackenbereich werden durch unnatürliche Haltungen ausgelöst oder verstärkt. Dies gilt allerdings auch für die Nutzung von Desktop-PCs.

Der Siegeszug der Smartphones wird aber nicht aufzuhalten sein, so dass auch weiterhin körperliche Beschwerden auftreten, persönliche Daten abgegriffen und Autounfälle verursacht werden. In Zukunft werden eher mehr dieser Fälle auftreten, wenn der Nutzer einen sorglosen Umgang mit dem Smartphone pflegt. In Zusammenhang mit SmartWatches und Gesundheitsdaten haben allerdings bereits die Krankenkassen den Weg ins mobile Internet gefunden.