Seit Mitte letzter Woche ist die Erfassung der Standortdaten in Foren, Blogs und Medien ein heiß diskutiertes Thema, bei dem die Meinungen weiter kaum auseinander gehen könnten.
Die Kritikpunkte reichten zunächst von 'Apple macht das heimlich', was sich sehr schnell als unwahr herausstellte, über 'Apple bekommt diese Daten', was ebenfalls nicht richtig ist, und 'Man muss der Ortung faktisch zustimmen, sonst kann man das Gerät nicht nutzen', was zutrifft, bis hin zu 'Die Daten werden unverschlüsselt auf den Rechner übertragen und zudem viel zu lang gespeichert', was ebenfalls zutrifft.
Apple hat sich soeben in einer Pressemitteilung zu den Vorwürfen wie folgt geäußert:
- Warum trackt Apple die Standortdaten meines iPhones?
Apple verfolgt keine Standortdaten deines iPhones. Dies hat Apple nie gemacht und hat auch nicht vor, dies je zu tun.
- Warum sind dann alle so besorgt darüber?
Mobile Anwender, unter Wahrung ihrer Sicherheit und Privatsphäre, mit schnellen und genauen standortbezogenen Informationen zu versorgen, wirft einige sehr komplexe technische Probleme auf, die sehr schwer in einem Satz zu erklären sind. Anwender sind verwirrt, zum Teil weil die Entwickler dieser neuen Technologie (inklusive Apple) bis zum heutigen Zeitpunkt nicht ausreichend Informationen über dieses Thema bereit gestellt haben.
- Warum zeichnet mein iPhone meine Standorte auf?
Das iPhone zeichnet deine Standorte nicht auf. Vielmehr hält das iPhone eine Datenbank an WLAN Hotspots und Mobilfunkmasten in der Umgebung deines aktuellen Standorts vor, von denen einige über hundert Kilometer von deinem iPhone entfernt sein können, um deinem iPhone eine schnelle und genaue Berechnung seines Standorts zu ermöglichen, sofern diese Information abgefragt wird. Die Standortberechnung eines Telefons ausschließlich mit GPS-Satelliten-Daten kann mehrere Minuten dauern. Das iPhone kann dies auf wenigen Sekunden reduzieren, indem es Daten von WLAN Hotspots und Mobilfunkmasten zum Auffinden von GPS Satelliten verwendet. Die Ortsbestimmung kann sogar nur über Daten von WLAN Hotspots und Mobilfunkmasten mit der Dreiecks-Ortung erreicht werden, falls kein GPS zur Verfügung steht (beispielsweise in geschlossenen Räumen oder Untergeschossen). Diese Berechnungen werden in Echtzeit auf dem iPhone durch Zugriff auf eine "crowd-sourced" Datenbank aus WLAN Hotspots und Mobilfunkmasten durchgeführt, die durch die vielen Abermillionen von iPhones erzeugt wird, die die standortbezogenen Informationen des nächstgelegenen WLAN Hotspots oder Mobilfunkmasten in anonymer und verschlüsselter Form an Apple senden.
- Ist diese "crowd-sourced" Datenbank auf dem iPhone gespeichert?
Die komplette "crowd-sourced" Datenbank ist zu groß, um sie auf einem iPhone zu speichern, deswegen laden wir eine angemessene Teilmenge (Zwischenspeicher) auf jedes iPhone. Dieser Zwischenspeicher ist geschützt, aber nicht verschlüsselt und wird in iTunes mit gesichert, sobald du ein Backup deines iPhones durchführst. Ob dieses Backup verschlüsselt ist oder nicht, hängt von den iTunes-Einstellungen des Anwenders ab. Die standortbezogenen Daten, die Forensiker auf dem iPhone sehen, stellen nicht die vergangenen oder aktuellen Standorte des iPhones dar, sondern vielmehr die Standorte der WLAN Hotspots und Mobilfunkmasten in der Umgebung des iPhone Standortes, die über hundert Kilometer vom iPhone entfernt sein können. Wir planen mit dem nächsten Software-Update (siehe unter Software-Update) diesen Zwischenspeicher auf dem Computer nicht mehr zu sichern.
- Kann Apple mich orten, basierend auf den Geodaten von WLAN Hotspots oder Mobilfunkmasten?
Nein. Diese Daten werden an Apple in anonymisierter und verschlüsselter Form geschickt. Apple kann die Quelle dieser Daten nicht identifizieren.
- Es wurde festgestellt, dass bis zu einem Jahr alte, standortbezogene Informationen auf dem iPhone gespeichert sind. Warum benötigt mein iPhone so viele Daten um bei der Berechnung meiner heutigen Position behilflich zu sein?
Diese Daten sind nicht die Standortdaten des iPhones – diese Informationen sind eine Teilmenge (Zwischenspeicher) der "crowd-sourced" Datenbank von WLAN Hotspots und Mobilfunkmasten, die von Apple auf das iPhone heruntergeladen wurde, um das iPhone bei der schnellen und genauen Berechnung des Standorts zu unterstützen. Der Grund, dass das iPhone so viele Daten speichert ist ein Softwarefehler, den wir entdeckt haben, und den wir planen in Kürze zu beheben (siehe unter Software-Update). Wir denken nicht, dass das iPhone die gesicherten Daten von mehr als sieben Tagen benötigt.
- Wenn ich Ortungsdienste deaktiviere, warum aktualisiert mein iPhone weiterhin manchmal die Informationen von WLAN Hotspots und Mobilfunkmasten aus der "crowd-sourced" Datenbank von Apple?
Das sollte nicht sein. Dies ist ein Softwarefehler, den wir planen in Kürze zu beheben (siehe unter Software-Update).
- Welche weiteren standortbezogenen Daten sammelt Apple vom iPhone außer den "crowd-sourced" Informationen zu WLAN Hotspots und Mobilfunkmasten?
Apple sammelt aktuell anonymisierte Verkehrsdaten um eine "crowd-sourced" Datenbank mit Verkehrsdaten aufzubauen, mit dem Ziel iPhone-Nutzern in den nächsten Jahren einen verbesserten Verkehrsservice bieten zu können.
- Gibt Apple aktuell irgendwelche vom iPhone gesammelten Daten an Dritte weiter?
Wir liefern anonymisierte Auswertungen von Programmabstürzen von Nutzern, die dem zugestimmt haben, an externe Entwicker, um diese bei der Fehlersuche in deren Apps zu unterstützen. Unser iAd-Werbesystem kann die Ortsangabe als Faktor für zielgerichtete Anzeigen nutzen. Informationen zum Standort werden keinem Dritten oder innerhalb einer Anzeige mitgeteilt, außer der Nutzer hat explizit zugestimmt, die Information über den derzeitigen Standort an die jeweilige Anzeige weiterzugeben (zum Beispiel um mittels der Anzeige den nächstgelegenen Target Store zu lokalisieren).
- Glaubt Apple, dass die Sicherheit von persönlichen Daten sowie die Privatsphäre wichtig sind?
Ja, es ist unsere feste Überzeugung. Zum Beispiel war es zuerst das iPhone, welches Anwender bei jeder einzelnen App - die Ortsangaben nutzen wollte - um Einverständnis fragte. Apple wird weiterhin eine führende Rolle bei der Stärkung der Sicherheit persönlicher Daten und der Privatsphäre einnehmen.
In den kommenden Wochen wird Apple ein Firmware-Update veröffentlichen, das
- die Größe der "crowd-sourced" Datenbank von WLAN Hotspots und Mobilfunkmasten reduziert, die im Zwischenspeicher des iPhone liegt;
- aufhört, diesen Zwischenspeicher zu sichern; und
- diesen Zwischenspeicher vollständig löscht, sobald Ortungsdienste auf dem iPhone abgeschaltet sind.
Mit dem nächsten großen Firmware-Update, also wohl iOS 5, werden die Daten dann direkt auf dem iDevice verschlüsselt angelegt
iFun geht davon aus, dass eine neue Firmware (wahrscheinlich 4.3.3) nicht, wie in der Pressemitteilung bekannt gegeben, in einigen Wochen veröffentlicht wird, sodern schon in den nächsten Tagen.