Auch wenn wir uns mit diesem Forum auf einer Obstwiese befinden, auf der zumeist nur Apfelbäume wachsen, kann ein interessierter Blick über den Zaun zu anderen Gewächsen bisweilen nicht schaden, deshalb gibt es heute eine 'fachfremde' News zum Thema webOS.
Im vergangenen Jahr akquirierte der IT-Gigant Hewlett-Packard, der mit weltweit über 300.000 Mitarbeitern der größte Technologie-Konzern weltweit ist, das angeschlagene Unternehmen Palm - augenscheinlich in erster Linie wegen des schon damals vielerorts hochgelobten mobilen Betriebssystems webOS.
Nach der Akquisition hörte man einige Monate recht wenig rund um Palm, webOS und das damals noch als WebTablet bezeichnete Tablet des Herstellers. Man legte die schon lange vor der Übernahme geschmiedeten Pläne, gemeinsam mit Microsoft den Slate im Tablet-Markt zu etablieren, auf Eis; was folgte, war ein wenig beachteter und wenig erfolgreicher 'Zwangslaunch' des HP Slate in der zweiten Jahreshälfte 2010, mit dem das Tablet offensichtlich in aller Stille auch direkt wieder zu Grabe getragen wurde.
Seit Jahresbeginn mehren sich jedoch die Berichte rund um webOS, den Palm Pre 3, den Palm Veer und natürlich vor allem um das TouchPad, die allesamt im Juni auf den Markt kommen.
Liest man aufmerksam die Berichte in den einschlägigen Technologie-Blogs und News-Seiten, stellt man schnell fest, dass dem webOS noch immer sein guter Ruf vorauseilt und nahezu einhellig die Meinung vertreten wird, dieses Betriebssystem habe enormes Potential - einzig die bisherige Hardware ist noch nicht überzeugend.
Interessant ist auch, dass webOS auch unter den einschlägigen iOS Hackern und Programmierern von Cydia-Apps große Beachtung findet. Wer beispielsweise die Tweets von chpwn verfolgt, weiß, dass er sich regelmäßig sehr positiv über webOS äußert und schon die erste App im App Catalog, dem webOS App-Store, eingereicht hat.
HP selbst hat schon vor einigen Monaten angekündigt, ab 2012 die ersten PCs mit webOS oder webOS und Windows auszuliefern und rührt derzeit kräftig die Werbetrommel für den anstehenden Launch des TouchPads. Auch die HP Drucker sollen in absehbarer Zeit mit webOS ausgeliefert werden.
Man wolle zunächst ein ernstzunehmender Konkurrent zu RIM und Microsoft werden, strebe dauerhaft aber den Spitzenplatz bei den Tablets und unter den mobilen Betriebssystemen an, so die Konzernführung.
Diese mutige Aussage mag angesichts der nach wie vor verschwindend geringen Marktanteile, sowohl des Palms als auch des webOS, auf den ersten Blick verwundern.
Doch CEO Leo Apotheker überraschte bei der D9 Konferenz mit der Aussage, HP sei offen für Gespräche mit anderen Hardware-Herstellern über eine Lizensierung des webOS auch für nicht HP Geräte.
Sollten tatsächlich andere Hersteller Interesse an webOS bekunden und z.B. von Android auf webOS umsteigen, könnte sich der Markt für mobile Betriebssysteme sogar recht rasant völlig verändern und webOS könnte schneller ein ernstzunehmender Konkurrent für alle anderen Player werden als man das heute glauben mag.
HP selbst wird sich auf den Geschäftskundenbereich fokussieren und hat hier, gerade im Zeitalter der Cloud, allen anderen Herstellern gegenüber enorme Vorteile, denn im Hause HP gibt es ja nicht nur Drucker, PCs und jetzt auch webOS-Devices, sondern auch und vor allem Server, Storage, Netzwerk-Produkte und Software, so dass man alles aus einer Hand liefern und die eigenen Produkte beliebig vernetzen kann.
Vom Drucker mit webOS für Consumer bis hin zum mobilen Zugriff auf weltweit gespiegelte und hochverfügbare Rechenzentren via TouchPad für Geschäftskunden ist alles möglich und denkbar.
Man darf also gespannt sein, wie webOS sich neben den etablierten mobilen Betriebssystemen behaupten kann und, wer weiß, vielleicht sehen wir in den nächsten 12 bis 18 Monaten die ersten Nokias oder HTCs mit webOS.
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